Heute Morgen ging es los, das große Lesen um den Bachmannpreis. Und mein Fazit nach dem ersten Tag: Die Jury dachte vor allem an Thomas Bernhard, in den gelesen Texten kam immer mal wieder Hitler vor und in den nächsten Tagen folgt hoffentlich noch ein großer Wurf.
Den Anfang der Lesungen machte Gunther Geltinger mit einem Auszug aus einem Roman, indem sich ein stotternder Junge mit dem Trauma vom Tod seiner Mutter auseinandersetzt. Die ersten Absätze erinnern mich sehr an Peter Wawerzineks „Rabenliebe“, für einen Auszug aus diesem Roman hat Wawerzinek im letzten Jahr den Preis erhalten. Auch bei Geltinger gibt es diese kalte, dunkle Landschaft und die unvermeidlichen Krähen, aber mit fortschreitendem Text rückte der Vergleich mit Wawerzinek zunehmend in den Hintergrund. Denn in „Rabenliebe“ geht es um das assoziative Erinnern, das langsame Annähern an die abwesende Mutter; bei Geltinger geht es um die sterbende Mutter, Kotze und einige Provinklischees, die die Jurorin Daniel Strigl als Zutaten zum neuen Genre der norddeutschen Heimatliteratur („Blut-und-Kotze-Literatur“) ausmacht. Ein recht schwermütiger Auftakt, kein herausragender Text, aber Gunther Geltinger ist ein Autor, den ich mir merken werde. Weiterlesen