Nachdem furiosen Finale der ersten Staffel beginnt die Fortsetzung mit John Luthers (Idris Elba, „The Wire) Rückkehr in den Polizeidienst. Zuvor musste er seinem neuen Chef, Detective Chief Inspector Martin Schenk (Dermot Crowley), versprechen, dass er hinter seinem Rücken keine Alleingänge unternimmt und den Kontakt zu Alice Morgan (Ruth Wilson) unterbindet. Aber wer die erste Staffel gesehen hat, weiß sehr gut, dass sich Luther an keines dieser Versprechen halten wird.
Die zweite Staffel besteht lediglich aus vier Folgen, die im ZDF – wie bei der ersten Staffel – im zusammengeschnittenen Doppelpack ausgestrahlt werden. Allerdings fällt die Spannung nicht mehr in der Mitte der jeder Folge ab, so dass die Folgen zusammengehöriger wirken. Von Anfang an wird in der zweiten Staffel zudem deutlich, dass Luther noch stärker mit seinen Dämonen ringen muss – und er sich gefährlich nah am Abgrund bewegt. Schon die Bilder spiegeln Luthers Psyche wieder: Seine Wohnung ist unpersönlich, die Täter jagt er in Hinterhöfen, dunklen Gassen und Kellern. Seine tatsächlichen Wege sind ebenso verwinkelt wie seine Gedankengänge. Daher findet sich seine Persönlichkeit stets auch in der Suche nach dem Täter wieder. Abermals ist in der zweiten Staffel stets bekannt, wer der Böse ist. Damit bleiben die Macher ihrer Hauptfigur treu, die als Mischung aus Columbo und Sherlock Holmes angelegt ist. Bei Luther ist der Weg entscheidend – und sein Kampf mit sich selbst.
Nachdem in der ersten Staffel vor allem Luthers Beziehung zu seiner Ex-Frau und Alice die Nebenhandlung ausmachte, kümmert er sich nun um ein Mädchen, das ebenso verloren scheint wie er. Auf Bitten einer alten Bekannten, deren Mann sich im Gefängnis umgebracht hat, verhindert er, dass die minderjährige Jenny (Aimee Ffion Edwards) in einem Snuff-Film mitwirkt. Es gelingt ihm, das Mädchen aus dem Kreislauf von Drogen und Prostitution zu holen, aber damit macht er sich erpressbar. Dennoch entwickelt diese Nebenhandlung wenig Dramatik und Spannung. Das Zusammenspiel zwischen Aimee Ffion Edwards und Idris Elba funktioniert zwar sehr gut, aber gerade im Vergleich zu der Alice-Episode der ersten Staffel macht sich das Fehlen der Motivation für Luthers Handlung und vor allem der Intensität in der Beziehung bemerkbar. Ohnehin fehlt Alice Morgan (Ruth Wilson) als Gegenpart sehr. Es ist schade, dass die Drehbuchautoren sie lediglich als Bedrohung im Hintergrund agieren lassen. Vielleicht waren sie zu besorgt, dass eine Weiterentwicklung der Beziehung zwangsläufig auch das Ende der Serie einläuten muss. Aber hier wäre Mut angebracht gewesen – und im Zweifelsfall der Entschluss, ein Erfolgsformat nach wenigen Staffeln zu beenden.
So bleibt bei der zweiten Staffel vor allem erstaunlich, wie sehr man sich auf den Kamikaze-Kurz von Luther einlässt. Gerade in der letzten Folge spielt das Drehbuch geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, der letztendlich ein eigentümliches Verhältnis zur Gerechtigkeit entwickelt. Darüber hinaus ist das Finale der zweiten Staffel packend inszeniert und schlägt den Bogen zurück zu der ersten Folge dieser Staffel: Spielte Luther dort mit einem Revolver russisches Roulette, wagt er nun ein größeres Risiko. Dabei wird auch immer deutlich, wie sehr die Serie von Idris Elba lebt, der seine Rolle nahezu perfekt verkörpert. Dadurch bleibt Luthers Tanz auf dem Vulkan auch das Spannungselement der Serie. Es scheint klar, dass er früher oder später in den Abgrund stürzen wird. Die Frage ist nur – wann. Die dritte Staffel ist jedenfalls schon in Planung.