Ausgerechnet „The D-Train“

Beim Filmfest München 2015 habe ich zufällig kurz hintereinander drei amerikanische Komödien gesehen: „The Overnight“, „Dope“ und „The D-Train“ und schließlich mit Erstaunen festgestellt, dass weder die wunderbare Paar-Beziehungs-Sex-Komödie „The Overnight“ noch der wirklich gelungene Coming-of-Age-Ghettokid-Streifen „Dope“ einen Starttermin in Deutschland hat, sondern die unsympathische, menschenverachtende Looser-Komödie „The D-Train“. Vermutlich hängt damit zusammen, dass Jack Black die Hauptrolle spielt, eine andere Erklärung habe ich dafür jedenfalls nicht.

(c) Sony Pictures

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Jack Black spielt Dan Landsman, einen Typen, der schon in der High School ignoriert wurde, obwohl er sich stets um Aufmerksamkeit bemühte und zu den coolen Leuten gehören wollte. Mittlerweile ist er erwachsen, hat eine tolle Frau und einen fantastischen Sohn, aber das bedeutet ihm nichts. Er will immer noch beliebt und beneidet werden – insbesondere von den Leuten, mit denen er zur Schule gegangen ist. Also trumpft er bei der Organisation der 20-jährigen Highschool Reunion richtig auf und behauptet, er sei mit Oliver Lawless (James Marsden) befreundet und könne ihn zum Klassentreffen mitbringen. Lawless war nämlich der coole Außenseiter, in den alle irgendwie verliebt waren, der die Highschool abbrach und nach Los Angeles ging, um Schauspieler zu werden. Nun hat Oliver ihn in einer landesweiten Werbung gesehen und glaubt, mit Lawless an seiner Seite wird er endlich der coole Typ sein, der er immer sein wollte. Also betrügt und belügt er seinen sympathischen Chef und seine Familie, reist nach Los Angeles und drängt sich Lawless auf. Dabei ist für alle offensichtlich, dass Lawless den Durchbruch eben nicht geschafft hat, sondern einer der vielen gut aussehenden Kleindarsteller in Hollywood ist. Aber sie bieten einander dankbar die Projektionsfläche, die sie brauchen: Lawless kann sich bewundert und erfolgreich, Oliver beliebt und cool fühlen. Daher ziehen sie durch die Clubs, feiern und erleben die Nacht ihres Lebens, der schließlich in einem „One-Night-Stand“ mündet – zwischen Oliver und Lawless.

„The D-Train“ könnte ein Film über Männlichkeitsvorstellungen sein, über Projektionen, Sehnsüchte und Wünsche, ein Film, der Homo- und Bisexualität mit erfrischender Offenheit behandelt. Allerdings erinnert die Inszenierung des One-Night-Stands mehr an eine Vergewaltigung. Sogar das wäre ein Ansatzpunkt. Jedoch wird der Sex im weiteren Verlauf zu einer Punchline, zu einem Gag, der einfach nur zeigen soll, wie weit Oliver zu gehen bereit war. Haha.
In „The D-Train“ ist keine Figur liebenswert oder sympathisch, entwickelt sich weiter oder reflektiert auch nur ihr Verhalten. Deshalb verfolgt man das Geschehen mit zunehmender Teilnahmslosigkeit; noch nicht einmal Schadenfreude stellt sich ein, dazu ist die Geschichte zu banal, unausgegoren und langweilig. Es wird auch niemals deutlich, was Dans Frau jemals in ihm gesehen hat. Denn Dan ist kein verkannter Außenseiter, sondern einfach nur ein verblendeter Möchtegern-Beliebtheitsheld. Und „The D-Train“ einfach nur ein misogyner Film über zwei unsympathische Kerle, die ihre Teenagerträume nicht verwirklichen konnten.

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