Viele True-Crime-Formate stellen den (meist männlichen) Täter in den Mittelpunkt und fallen damit auch dem Narrativ anheim, das er geschaffen hat. „Verified“ geht einen anderen Weg: die Investigativjournalistin Natasha Del Toro erzählt von dem jahrelangen Kampf mehrerer Frauen, die von demselben italienischen Polizisten unter Drogen gesetzt wurden und sexuell missbraucht wurden.
Die Geschichten dieser Frauen ähneln sich in zentralen Punkten: Sie wollten nach Venedig reisen, fanden dort keine Unterkunft und stellten ein Gesuch bei Couchsurfing ein. Daraufhin meldete sich ein Mann aus Padua, der ihnen anbot, bei ihm zu übernachten. Eigentlich wollte keine der Frauen bei einem Mann übernachten, aber er war ein Polizist, sein Profil war verifiziert (daher der Titel) und die Bewertungen waren sehr gut. Ich will hier gar nicht im Einzelnen erzählen, wie er vorgegangen ist – schon durch die ersten drei Folgen werden aber klare Muster deutlich: im Vorgehen des Täters, aber auch den Überlegungen und Erfahrungen der Frauen. Als sie schließlich an die Polizei wandten – in verschiedenen Ländern – erlebten sie, dass ihnen nicht geglaubt wurde. Aber sie gaben nicht auf und fanden schließlich Unterstützung in einem Journalist*innen-Team von IRPI, dem Investigative Reporting Project Italy.
Der Podcast „Verified“ erzählt spannend und empathisch von dem Versuch, den Täter zu überführen und zu einer Verurteilung zu kommen – und er zeigt, wie man journalistisch mit einem True-Crime-Format nicht nur umgehen kann, sondern es auch weiterentwickeln kann. Hier geht es nicht um Grusel oder Ekel, hier geht es nicht um den Täter. Vielmehr werden Fragen z.B. nach der Verantwortlichkeit von Plattformen wie Couchsurfing gestellt – oder einfach nachgezeichnet, wie langwierig ein Gerichtsprozess sein kann. Mir hat „Verified“ sehr gut gefallen – und ich hoffe, dass der Podcast tatsächlich dazu anregt, True-Crime-Formate weiterzuentwickeln.