Dieses Buch ist ein Schmöker, der sich in mehr oder weniger einem Rutsch durchlesen lässt. Es gibt einen Ermittler, der sich um seine kleine Tochter und einen Welpen kümmern muss und außerdem seine Ehefrau nicht vergessen kann; eine Gruppenvergewaltigung an einem englischen Elite-Internat in der Vergangenheit und in der Gegenwart eine Mordserie an ehemaligen Schülern und heutigen Stützen der Gesellschaft.
Internate in Kriminalromanen waren schon immer Orte sadistischer Gewalt und Horte des Bösen. Das gilt insbesondere für Elite-Internate, in denen viele Schüler aufgrund des verkommenen Reichtums ihrer Familie ganz besonders gewissenlos sind. Tony Parsons Roman ist hier keine Ausnahme, ohnehin bleibt er stets innerhalb der Grenzen standardisierter Krimi-Unterhaltung. Aber immerhin spiegelt sich die Verbindung aus Vergangenem und Gegenwärtigen nicht nur in den Taten des Mörders, sondern auch in anderen Plot-Elementen wider: Protagonist Max Wolfe wurde gerade aufgrund seines beherzten Eingreifens bei einem terroristischen Anschlagsversuchs in die Mordkommission versetzt, hadert mit den Herausforderungen eines alleinerziehenden Vaters, der Sensationsgier von Zeitungen und Internet. Daneben gibt es Verweise auf die britische Kriminalgeschichte und Wolfe findet wichtige Hinweise in Scotland Yards Black Museum. Davon erzählt Tony Parsons in seinem ersten Kriminalroman routiniert, gelegentlich etwas zu ausführlich und mit einigen mal mehr und mal weniger leicht zu durchschauenden falschen Fährten. Durchweg gelungen sind hingegen die privaten Szenen des Ermittlers mit seiner Tochter, in denen er dieser persönlichen Tragödie einfühlsam nachspürt. Nur diese eine Affäre hätte nicht sein müssen.
Alles in allem ist Tony Parsons Kriminalroman somit solide Krimi-Unterhaltung mit wenig Ärgerlichem und viel Bekanntem, bei dem die Krimi-Komfortzone niemals verlassen werden muss.
Tony Parsons: Dein finsteres Herz. Übersetzt von Dietmar Schmidt. Lübbe 2014.