Sehr unterhaltsam war gestern Abend die zweite Folge der „Sherlock“-Reihe, die in der ARD zu sehen war. Nachdem die Hauptcharaktere Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und John Watson (Martin Freeman) im ersten Teil („Ein Fall von Pink“) eingeführt wurden, agieren sie in „Der blinde Banker“ schon routiniert miteinander. Watson kennt Holmes‘ Macken, ist ob ihrer Ausgeprägtheit dennoch überrascht und versteigt sich sogar in eine Imitation des Meisterdetektivs. Das Zusammenspiel von Cumberbatch und Freeman funktioniert wunderbar, es sorgt für Spannung und Komik – zumal beide Figuren ihr im ersten Teil angedeutetes Profil schärfen. Dabei hat mir besonders gefallen, dass vorhandende Eigenschaften weiter entwickelt und nicht weitere Fertigkeiten hinzugefügt wurden. In dem in der Folge untersuchten Fall ist Holmes‘ Kombinationsgabe besonders gefragt, also konzentrieren sich die Drehbuchautoren auf diesen Aspekt – und führen nahezu nebenbei seine Kampffähigkeiten ein. Auch die Eigenheiten der Beziehung von Holmes und Watson, die im ersten Teil angelegt wurden, werden erneut aufgegriffen, so wird Watson im Verlauf der Ermittlungen hungriger und müder, weil Essen und Schlaf für Holmes nicht wichtig sind. Und mir ist aufgefallen, dass ich mich an Benedict Cumberbatch in der Rolle des Sherlock Holmes schon sehr gewöhnt habe.
Sehr gut hat mit auch die Einführung von Watsons Freundin Sarah (Zoe Telford) gefallen. Sie ist keinesfalls nur ein Anhängsel, sondern wurde selbstbewusst in die Handlung eingebaut. Auch Holmes‘ beginnende Aversion gegen sie ist geschickt und charmant ins Drehbuch eingearbeitet. Und da in dem zweiten Fall auch das etwas nervige Scharmützel mit der Polizei weitgehend fehlte, war dieser Teil der Serie ruhiger als der erste – erneut aber sehr unterhaltsam. Zumal insbesondere das Ende mit der guten Anspielung auf Moriarty viel Spannung geschaffen hat.
Für alle Conan-Doyle-Leser: Diese Folge basierte inhaltlich hauptsächlich auf „The Adventures of the Dancing Men“, die in „The Return of Sherlock Holmes“ erschienen ist („Die tanzenden Männchen“ in „Die Rückkehr des Sherlock Holmes“). Außerdem nennt Steven Moffat auch „The Valley of Fear“ („Das Tal der Angst“) als Hintergrund für die Folge.