Vom Film zum Buch – „Im Juli“ von Fatih Akin

Für die Oktober-Ausgabe des BÜCHER-Magazins rezensiere ich das Buch „Im Clinch“ von Fatih Akin und habe mir dazu einige seiner Filme noch einmal angesehen. Darunter war auch das charmante Road-Movie „Im Juli“, das ich bislang nicht kannte und mich positiv überrascht hat.

Juli und Daniel (c) Universum Film Home Entertainment

Fatih Akin (Drehbuch und Regie) erzählt in „Im Juli“ von dem biederen Lehramtsreferendar Daniel (Moritz Bleibtreu), der glaubt, die Türkin Melek (İdil Üner) sei die Liebe seines Lebens. Er hat sie am Abend zuvor in Hamburg kennengelernt, nun ist sie auf dem Weg nach Istanbul. Kurzerhand entschließt sich Daniel, Melek hinterherzufahren und nimmt die Schmuckverkäuferin Juli (Christiane Paul) als Anhalterin mit. Juli ist wiederum seit langem heimlich in Daniel verliebt. Gemeinsam erleben sie auf ihrer Odyssee von Hamburg über Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien bis nach Istanbul allerhand Abenteuer. Sie begegnen Leo (Jochen Nickel), dem Lastwagenfahrer, werden getrennt und Daniel trifft die geheimnisvolle Luna (Branko Katić), er findet wieder mit Juli zusammen – ehe sich ihre Wege erneut trennen.

Daniel an der Grenze (c) Universum Film Home Entertainment

Der Film ist voller guter Ideen und rein schauspielerisch ist dank Branka Kratić und Birol Ünel vor allem die überdrehte Sirenen-Ungarn-Episode sehr sehenswert. Daneben gibt es eine Vielzahl schöner visuelle Einfälle und charmante Kleinigkeiten wie bspw. die Gastauftritte von Fatih Akin als rumänischem und seinem Bruder Cem als türkischem Grenzbeamten. Dadurch fallen die leicht plakativen Aspekte der Handlung – wie beispielsweise die kitschige Liebeserklärung, die Daniel lernen soll, oder seine äußerliche Wandlung durch das Ablegen der Kleidung – kaum ins Gewicht. Denn insgesamt überzeugt „Im Juli“ als unterhaltsamer, sommerlich-leichter Film.

(c) Universum Film Home Entertainment

Fatih Akins Film hat den Schriftsteller Selim Özdoğan außerdem zu dem gleichnamigen Buch inspiriert. Darin erzählt er die Ereignisse aus Julis Sicht und nicht – wie im Film – aus Daniels Perspektive. In diesem Fall führte der Weg also vom Film zum Buch – der Filme wurde quasi „literarisiert“. Einen ähnlichen Effekt hatte auch „Soul Kitchen“, zu dem Jasmin Ramadan nach dem Film die Vorgeschichte der Hauptfigur Zinos geschrieben hat. Dieser Begegnung von Film und Literatur werde ich demnächst nachgehen …

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