Schlagwort-Archive: Walter Mosley

Zu „IQ“ von Joe Ide

Der Debütroman des Amerikaners Joe Ide erzählt von dem „Detektiv ohne Lizenz“ Isaiah Quintabe, der sich mit Gefälligkeiten und kleineren Ermittlungen in Los Angeles über Wasser hält. Dann vermittelt ihm sein alter kleinkrimineller Bekannter Juanell Dodson einen „richtigen“ Auftrag: Auf den Rapper Black the Knife alias Calvin Wright wurde zu Hause durch einen Kampfhund ein Anschlag verübt, seither will er das Haus nicht mehr verlassen. Isaiah Quintabe – genannt I.Q. – soll nun für die Sicherheit des Rappers sorgen, indem er diesen Kampfhundangriff aufklärt.

(c) Suhrkamp

Damit treffen in dem sehr unterhaltsamen IQ zwei sehr verschiedene Milieus aufeinander: einerseits die schillernd-blickende Welt eines Rap-Stars mit Gangsterattitüde, viel Glamour, Attitude und BlingBling, andererseits die Realität in South Central, wo IQ und Dodson aufgewachsen sind. Hinzu kommen zwei Zeitebenen: die Gegenwart der Ermittlungen in der Killerhundattacke und ein vergangener Vorfall, bei dem IQs großer Bruder verstorben ist. Diese verschiedenen Stränge hat Joe Ide gut miteinander verbunden, zumal die Vergangenheit immer wieder für ein wenig Bodenhaftung sorgt.

Gleichermaßen gibt es in den literarischen Bezügen zwei große Anknüpfungspunkte, von denen einer bisher in der deutschsprachigen Rezeption sträflich vernachlässigt wurde: Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Manhattan Fever“ von Walter Mosley

(c) Suhrkamp

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Leonid McGill ermittelt wieder! In dem vierten Band der Reihe um den New Yorker Privatdetektiv wird Leonid abermals mit den Folgen seines vergangenen Tuns konfrontiert: Vor einigen Jahren hat er geholfen, Zella Grisham mit fingierten Beweisen für einen Raubüberfall ins Gefängnis zu bringen, den sie nicht begangen hat. Doch nun hat er – im Zuge seiner Läuterung – unauffällig für ihre Freilassung gesorgt, ihr eine Wohnung und einen Job besorgt. Doch dummerweise kann er seine Schuldgefühle auf diese Weise nicht loswerden: Ein Anruf der damals bestohlenen Versicherungsfirma kostet Zella Wohnung und Anstellung. Aber nicht nur das: Sie scheint von Unbekannten bedroht zu werden, die ebenso Leonid McGill das Leben schwer machen wollen. Also versucht er herauszufinden, was damals geschehen ist – und muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass er seinen Vater wiederfinden könnte und seine Geliebte Aura Ullman zu ihm zurückkehren möchte. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Falscher Ort, falsche Zeit“ von Walter Mosley

Alphonse Rinaldo schlägt niemand einen Wunsch ab. Er ist einer der einflussreichsten Menschen in New York, residiert an einem geheimen Ort und lenkt die Geschehnisse der Stadt. Doch nun bittet er den Privatdetektiv Leonid McGill um einen Gefallen: Er soll nach einem verschwundenen Mädchen zu suchen. Als er an dem erwähnten Ort auftaucht, stößt er mitten in eine Mordermittlung und sieht sich abermals mit New Yorker Polizisten konfrontiert, die ihn zu gerne hinter Gittern bringen würden. Das ist jedoch nicht der einzige Fall, mit dem sich Leonid McGill in „Falscher Ort, falsche Zeit“ auseinandersetzen muss: Er versucht außerdem noch, seinem ehemaligen Opfer Ron Sharkey zu helfen, dem eigentlich nicht zu helfen ist – und sein Lieblingssohn Twill will mit seinem leiblichen Sohn Dimitri einen Frauenhändlerring bekämpfen, der Dimitris Freundin Tatjana nicht gehen lassen will.

Kampf gegen die Vergangenheit und mit der Gegenwart

Im Grund genommen aber erzählt Walter Mosley in dem zweiten Band seiner Leonid-McGill-Reihe von dem Leben des Privatdetektivs, von seinen Versuchen, ein sauberes Leben in einer heruntergekommenen Welt zu führen. Erzogen von einem kommunistischen Vater sind Leonid und sein jüngere Bruder Nikita mit revolutionären Parolen aufgezogen worden und so schwer es Leonid auch fällt, seinem Vater zu verzeihen, dass er die Familie verlassen hat, desto mehr muss er anerkennen, dass dessen Lehren Nachwirkung zeigen. Auch Leonid McGill ist mittlerweile ein Kämpfer – für das Gute in einer heruntergekommenen Welt. Ungerechtigkeiten muss er dafür in Kauf nehmen, aber wie schon im ersten Teil beweist er große Nehmerqualitäten. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Manhattan Karma“ von Walter Mosley

(c) Suhrkamp

Leonid McGill ist ein in die Jahre gekommener Privatdetektiv. Einst hat er für die New Yorker Mafia schmutzige Geschäfte erledigt, mittlerweile wurde er von seinem Gewissen heimgesucht und will ein sauberes Leben führen. Aber eine Vergangenheit lässt sich nicht einfach so abschütteln – und Klienten, die ohne mit der Wimper zu zucken, Ermordungen in Auftrag geben, lassen sich nicht abwimmeln. Eines Tages, davon ist Leonid McGill überzeugt, werden sie ihn töten. Aber bis zu diesem Tag versucht er, sein Bestes zu geben – und für seine vergangenen Taten zu büßen. Daher nimmt er bleibt er bei seiner Ehefrau, die ihn einst für einen wohlhabenden Banker verlassen hat, der sich abgesetzt und sie zurückgelassen hat – und verzichtet auf das Glück mit seiner Geliebten. Das ist seine Sühne. Und er versucht um jeden Preis zu verhindern, dass die kriminellen Neigungen seines Lieblingssohnes Twill ihn in den Abgrund ziehen. Dann bekommt er den vermeintlichen harmlosen Auftrag, für einen Kollegen aus Albany vier Männer in New York aufzuspüren. Er erledigt seinen Job – und kurze Zeit später sind drei von ihnen tot. So viel Schaden, stellt er fest, hat er noch nicht einmal angerichtet, als er noch für die Mafia arbeitete.

Leonid McGill – Ein Nachfolger Philip Marlowes und Lew Archers
Mit „Manhattan Karma“ beginnt eine Krimi-Serie von des Amerikaners Walter Mosley, der einst von Bill Clinton als einer seiner Lieblingsautoren bezeichnet wurde. Berühmt wurde er mit einer Reihe um den Privatdetektiv Easy Rawlins, der in Los Angeles in den 1940er bis 1960er Jahren ermittelt. Der erste Teil, „Devil in a Blue Dress“ (dt. „Teufel in Blau“) wurde mit Denzel Washington in der Hauptrolle verfilmt. Diese Reihe endete vorerst mit „Blonde Faith“.

Mit Leonid McGill hat Walter Mosley nun einen zweiten Privatdetektiv geschaffen, der wie Easy Rawlons in der Nachfolge von Raymond Chandlers Philip Marlowe und Ross MacDonalds Lew Archer steht, aber in dem heutigen New York ermittelt. Es entsteht ein beträchtlicher Reiz durch diesen scheinbaren Widerspruch, der zwischen diesen Welten liegt. Von Seite zu Seite wird deutlich, dass der hardboiled-Detektivalltag auch ins heutige New York gehört – und die Verflechtungen zwischen Macht, Geld und Verbrechen nicht nur im Los Angeles der 1930er Jahre zu finden sind. Nicht zufällig erinnert die Schlussszene in einem großen New Yorker Wohnhaus an das Treibhaus in Raymond Chandlers „The Big Sleep“ – und zu guter Letzt muss McGill auch ein unschuldiges reiches Mädchen retten. Weiterlesen

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