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Krimi-Kritik: „Manhattan Karma“ von Walter Mosley

(c) Suhrkamp

Leonid McGill ist ein in die Jahre gekommener Privatdetektiv. Einst hat er für die New Yorker Mafia schmutzige Geschäfte erledigt, mittlerweile wurde er von seinem Gewissen heimgesucht und will ein sauberes Leben führen. Aber eine Vergangenheit lässt sich nicht einfach so abschütteln – und Klienten, die ohne mit der Wimper zu zucken, Ermordungen in Auftrag geben, lassen sich nicht abwimmeln. Eines Tages, davon ist Leonid McGill überzeugt, werden sie ihn töten. Aber bis zu diesem Tag versucht er, sein Bestes zu geben – und für seine vergangenen Taten zu büßen. Daher nimmt er bleibt er bei seiner Ehefrau, die ihn einst für einen wohlhabenden Banker verlassen hat, der sich abgesetzt und sie zurückgelassen hat – und verzichtet auf das Glück mit seiner Geliebten. Das ist seine Sühne. Und er versucht um jeden Preis zu verhindern, dass die kriminellen Neigungen seines Lieblingssohnes Twill ihn in den Abgrund ziehen. Dann bekommt er den vermeintlichen harmlosen Auftrag, für einen Kollegen aus Albany vier Männer in New York aufzuspüren. Er erledigt seinen Job – und kurze Zeit später sind drei von ihnen tot. So viel Schaden, stellt er fest, hat er noch nicht einmal angerichtet, als er noch für die Mafia arbeitete.

Leonid McGill – Ein Nachfolger Philip Marlowes und Lew Archers
Mit „Manhattan Karma“ beginnt eine Krimi-Serie von des Amerikaners Walter Mosley, der einst von Bill Clinton als einer seiner Lieblingsautoren bezeichnet wurde. Berühmt wurde er mit einer Reihe um den Privatdetektiv Easy Rawlins, der in Los Angeles in den 1940er bis 1960er Jahren ermittelt. Der erste Teil, „Devil in a Blue Dress“ (dt. „Teufel in Blau“) wurde mit Denzel Washington in der Hauptrolle verfilmt. Diese Reihe endete vorerst mit „Blonde Faith“.

Mit Leonid McGill hat Walter Mosley nun einen zweiten Privatdetektiv geschaffen, der wie Easy Rawlons in der Nachfolge von Raymond Chandlers Philip Marlowe und Ross MacDonalds Lew Archer steht, aber in dem heutigen New York ermittelt. Es entsteht ein beträchtlicher Reiz durch diesen scheinbaren Widerspruch, der zwischen diesen Welten liegt. Von Seite zu Seite wird deutlich, dass der hardboiled-Detektivalltag auch ins heutige New York gehört – und die Verflechtungen zwischen Macht, Geld und Verbrechen nicht nur im Los Angeles der 1930er Jahre zu finden sind. Nicht zufällig erinnert die Schlussszene in einem großen New Yorker Wohnhaus an das Treibhaus in Raymond Chandlers „The Big Sleep“ – und zu guter Letzt muss McGill auch ein unschuldiges reiches Mädchen retten. Weiterlesen

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