Schlagwort-Archive: Dokumentarfilm

Ein Leben in Freiheit und Lüge – Über den Film „Himmelverbot“

Der Mörder ist gefasst und hinter Gittern gebracht. An dieser Stelle enden oft Filme. Oder sie steigen ein, wenn die Täter schon im Gefängnis sitzen und erzählen von dessen Knastalltag. Auch der Kontakt des Filmemachers Andrei Schwartz zu Gabriel begann auf diesem Weg: Für seinen Dokumentarfilm „Jailbirds – Geschlossene Gesellschaft“ besuchte Schwartz vor zehn Jahren das rumänische Hochsicherheitsgefängnis Rahova und begegnete während der Dreharbeiten Gabriel, einem zu lebenslanger Haft verurteiltem Mörder. Er hatte eine Frau und deren Ehemann in ihrer Wohnung erschossen. Aus Rache. Mit seinem Witz und seinen melancholischen Augen, seiner Geschichte voller Schatten und dunklem Humor verkörperte Gabriel damals Rumänen für ihn, gesteht der Filmemacher zu Anfang seines neuen Films und so bleiben sie über die Dreharbeiten hinaus in Verbindung. Dann erreicht ihn Gabriels Nachricht, dass nach dem Verbüßen von 20 Jahren Haft die Verhandlung über eine Freilassung auf Bewährung ansteht – eine Möglichkeit, die es erst seit Rumäniens EU-Beitritt 2007 gibt – und Andreis Anwesenheit mit Kamera dabei hilfreich könnte. Also reist Andrei Schwartz abermals nach Rumänen und begleitet Gabriel in „Himmelverbot“ bei seinem Weg zurück in die Freiheit.

(c) W-film / TAG/TRAUM Filmproduktion

(c) W-film / TAG/TRAUM Filmproduktion

„Himmelverbot“ erfüllt im Folgenden alle Erwartungen an einen Dokumentarfilm über die Rückkehr eines Mörders in die Freiheit. Es gibt ein tränenreiches Wiedersehen mit der Familie, erstes Erstaunen über eine Gesellschaft ohne Diktatur und einem Land in der EU. Doch es stellen sich auch Probleme ein. Weiterlesen

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„The Act of Killing“ – Ein Interview mit Joshua Oppenheimer

Im Jahr 1965 taok_poster_no_date_web wird die indonesische Regierung vom Militär aus dem Amt geputscht. Daraufhin töten in weniger als einem Jahr von den Militärs beauftragte Todesschwadrone mehr als eine Million vermeintliche Kommunisten, Indonesier chinesischer Herkunft und Intellektuelle. Bis heute wird über diese Massenmorde nicht gesprochen – die Täter leben nicht nur unbehelligt, sondern verehrt und gefürchtet inmitten der Bevölkerung, sie haben politische Ämter inne und rühmen sich ihrer Taten.

In seinem Dokumentarfilm „The Act of Killing“ lässt Joshua Oppenheimer einen der Täter von damals – Anwar Congo – seine Taten schildern und nachinszenieren. Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck habe ich mich mit Joshua Oppenheimer getroffen.

Ich fange mit einer Frage an, die Du vermutlich schon hunderte Male beantwortet hast: Wie bist Du auf die Geschichte von „The Act of Killing“ gestoßen?

Ich kam nach Indonesien im Jahr 2001, um mit Christine Cynn einen Film über Arbeiter auf einer Ölpalmen-Plantage in belgischem Besitz zu drehen, die nach Ende der Suharto-Diktatur eine Gewerkschaft gründen wollten. Sie liegt ungefähr 60 Meilen von der Stadt Medan. Die Arbeiter brauchten unbedingt eine Gewerkschaft, da sie gezwungen wurden, ohne Schutzkleidung ein Herbizid zu versprühen, das ihre Leber angreift und tödlich wirken kann. Aber sie hatten Angst, eine Gewerkschaft zu gründen, weil ihre Eltern und Großeltern in einer Gewerkschaft waren und deshalb 1965 beschuldigt wurden, dass sie kommunistische Sympathisanten seien – nur weil sie in einer Gewerkschaft waren – und getötet wurden. Nun hatten die Arbeiter Angst, das würde wieder geschehen. Weiterlesen

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„Salinger“ – Ein Dokumentarfilm über den berühmten Autor

Noch ohne deutschen Starttermin ist der Dokumentarfilm „Salinger“ von Shane Salerno, Co-Drehbuchautor bei der Don Winslow‘ Verfilmung „Savages“. Basierend auf seinem Buch „The Private War of J.D. Salinger“, das bei Simon & Schuster im September 2013 erscheinen wird, zeigt er in seinem Film nach eigener Aussage ein Bild von J.D. Salinger, das noch nie zuvor zu sehen war. Dabei spricht er nicht nur mit zahlreichen Hollywood-Größen über ihre Faszination für Salinger, sondern spürt auch bisher unbeantworteten Fragen nach. Der Trailer ist sehr vielversprechend – und ich hoffe, dass der Film auch hierzulande zu sehen sein wird.

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„Deutschboden“ wurde verfilmt

(c) Kiepenheuer & Witsch

Auf dem Filmfest München 2013 wird der Dokumentarfilm „Deutschboden“ seine Weltpremiere feiern. Der Film von André Schäfer basiert auf der gleichnamigen literarischen Reportage von Moritz von Uslar, in der er von seinem dreimonatigen Aufenthalt in einer Kleinstadt im Osten Deutschlands erzählt. Von der SZ als eines der „besten Bücher über Deutschland nach der Wiedervereinigung“ bezeichnet unternimmt nun André Schäfer mit der Linse eine ‚teilnehmende Beobachtung‘. Da „Deutschboden“ bereits einen Verleih hat, wird er wohl auch in die Kinos kommen. Update: Der Film wird am 27. März 2014 in den Kinos starten.

Vorführtermine in München:
Mi. 3. Juli 2013 um 17 Uhr im Arri Kino, Türkenstraße 91, 80799 München (Weltpremiere)
Fr. 5. Juli, 22:30 Uhr, HFF Kino 1
Sa. 6. Juli, 16:30 Uhr, HFF Kino 2

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„Searching for Sugar Man“

Während der Berlinale habe ich mir vorgenommen, endlich wieder mehr Dokumentationen zu gucken. Das hat in den letzten Jahren vor lauter Büchern und Fiktionsfilmen zu sehr gelitten, dabei habe ich sie immer gerne gesehen und mich auch während meines Studiums viel mit ihnen beschäftigt.

(c) Rapid Eye Movies

Den Anfang dieses wiedergefassten Vorhabens macht der Dokumentarfilm „Searching for Sugar Man“, der Sonntagnacht einen Oscar gewinnen könnten. In seinem Film erzählt der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul eine unglaubliche Geschichte. In den 1970er Jahren hat Rodriguez in Detroit zwei Platten aufgenommen, die von der Kritik wohlwollend besprochen und von Produzenten geschätzt werden. Aber sie verkauften sich einfach nicht – zumindest in den USA. In Südafrika jedoch wurde Rodriguez zu einer Ikone, die in einem Atemzug mit Elvis Presley und den Beatles genannt wird. Sein Song „Sugar Man“ erreichte Platinstatus und seine Texte ermunterten die weiße Anti-Apartheidsbewegung zu weiterem Protest. Doch Südafrika war zu dieser Zeit ein Land außerhalb der internationalen Gemeinschaft. Und so wussten anscheinend noch nicht einmal die Produzenten von Rodriguez von diesem Erfolg. Weiterlesen

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2. Bonner Dokumentarfilmwoche in der Neuen Filmbühne

(c) W-film

Vom 26.09. bis 03.10.2012 finden in der Neuen Filmbühne wieder die Dokumentarfilmwoche statt, in deren Verlauf zwölf Erstaufführungen zu sehen. Der Eintritt zu einem Film kostet 6,50 Euro, das Festivalticket ist für 30 Euro zu haben.

Und hier das Programm im Überblick:

„Vivan las Antipodas“ (O.m.U.) von Victor Kossakovsky. Mi, 26.09. 21:00 Uhr
„Oma & Bella“ (O.m.U von Alexa Karolinski Do, 27.09. 17:00 Uhr & So, 30.09. 13:00 Uhr
„Dichter und Kämpfer“ von Marion Hütter Do, 27.09. 21:00 Uhr
„Bombay Beach“ (O.m.U) von Alma Har‘el 
 Fr, 28.09. 21:00 Uhr
„Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Florian Optiz Fr, 28.09. 17:00 Uhr & Mo, 01.10. 21:00 Uhr Weiterlesen

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„John Irving und wie er die Welt sieht“

(c) w-film

Am Anfang des Films ist eine Schwarzblende zu sehen und das rhythmische Schlagen des Springseils auf einer Matte zu hören. Erst dann sind die Füße und darauffolgend der ganze Körper von John Irving zu sehen. Untermalt von Musik erklingt aus dem Off ein Auszug aus Irvings letztem Roman, „Letzte Nacht am Twisted River“: „Wie immer begann er mit dem Ende der Geschichte …“. Doch es ist der Anfang eines Films, der in die Welt des John Irving einführt.

Der amerikanische Schriftsteller sieht sich selbst als Handwerker und Geschichtenerzähler, weniger als Intellektueller. Uneitel und offen gibt er daher im Gespräch mit dem Filmemacher André Schäfer Einblicke in seine Arbeitsweise. Weiterlesen

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